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Angehörige von Suchtkranken – Die Co Abhängigkeit – ein schweres Los

Diesen Blogeintrag habe ich gewählt, da mich ein Brief einer Co Abhängigen erreicht hat.

Diesen Brief veröffentliche ich mit Zustimmung 1:1 unten im Tagebucheintrag.
Mir ist es wichtig beide Seiten zu sehen, sicherlich haben wir immens mit unserer Suchtkrankheit zu kämpfen. Es gibt jedoch immer 2 Seiten einer Geschichte. Hier geht es um das Umfeld, um den Ehepartner, den Beziehungspartner, die Familienmitglieder und Freunde.

In den meisten Fällen stehen sie dem Suchtkranken zur Seite, sind aber selbst „machtlos“ und vor allem „hilflos“.

Angehörige von Suchtkranken

Sie vertuschen das Suchtproblem ihres Familienmitglieds, schämen sich und übernehmen seine Aufgaben. Sie fühlen sich für den Zustand des suchtkranken Familienmitglieds mitverantwortlich und fühlen sich oft selbst körperlich und seelisch überlastet oder müde.

Eine Sucht beeinträchtigt nicht nur das Leben des Abhängigen, sondern auch das der Angehörigen. So wird insbesondere der Partner immer mehr durch den Substanzkonsum beeinflusst und verliert das Gespür für sich und seine eigenen Bedürfnisse. Vielfach entsteht auch eine sogenannte Co-Abhängigkeit, in der die Abhängigkeit gegenüber dem Umfeld bagatellisiert wird. Es wird entschuldigt, kontrolliert und angeklagt bis hin zur Entwicklung psychosomatischer Beschwerden.

Neben dem Partner leiden aber auch die Kinder des Suchtkranken. Sie werden um ihre Kindheit betrogen, unterliegen extremen Stimmungsschwankungen und übernehmen zunehmend die Aufgaben und Pflichten des trinkenden Elternteils. Als Erwachsene rutschen sie häufig in eine Depression, leiden an einem geringen Selbstwertgefühl oder führen destruktive Beziehungen. In vielen Fällen entwickeln sie selbst eine Abhängigkeitserkrankung.

Brief einer Angehörigen / Co Abhängigen

Die für mich wichtigsten Botschaften, die ich als Angehörige in den Meetings lernen konnte ….

Als ich vor Jahren verzweifelt zu Al-Anon kam, habe ich viel Hilfe erfahren. In den Treffen erlangte ich nach und nach Erkenntnisse, die mir halfen meine Verhaltensmuster zu ändern und mit der Zeit wieder Stabilität und Zufriedenheit in mein Leben zu bringen.

Ich konnte lernen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und Alkoholiker nicht deinet- oder meinetwegen trinken, sondern weil sie Alkoholiker sind.

Was ich auch tue, ich werde nichts daran ändern können, nicht, indem ich Schuld zuweise, schreie, bettele, Flaschen verstecke, drohe oder argumentiere.

Ich habe den Alkoholismus nicht verursacht. Ich kann ihn nicht kontrollieren. Und ich kann ihn nicht heilen.

Ich kann immer weiter kämpfen und weiter verlieren.

Oder ich kann zugeben, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin. Ich kann zulassen, dass Al-Anon mir hilft. Indem ich die Energie, die ich darauf verwendet habe, diese Krankheit zu bekämpfen, wieder darauf richte, von ihren Auswirkungen zu genesen und wieder lernen auch meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Es ist nicht leicht zuzusehen, wie jemand, den ich liebe, immer weiter trinkt, aber ich kann nichts tun, um ihn oder sie davon abzuhalten. Wenn ich mir ansehe, wie unkontrollierbar mein Leben war, kann ich zugeben, dass ich dieser Krankheit gegenüber machtlos bin. Mit dieser Erkenntnis kann ich anfangen mein Leben besser zu gestalten, auch wenn ein Mensch, den ich liebe noch nicht im Heilungsprozess ist.

Um es in einem Bild anschaulicher zu erklären, stellen wir uns eine Brücke vor. Auf der einen Seite der Brücke ist es kalt und dunkel. Dort standen wir in Kälte und Finsternis. Gefangen in der Hölle des Alkohols auf einer Klippe vor dem tiefen Abgrund. Manche von uns Angehörigen fixierten sich zwanghaft auf den Alkoholiker und seine Leiden. Wir wussten nicht, dass es eine Brücke in ein besseres Leben gab.Wir glaubten, wir seien dazu verdammt auf dieser düsteren Klippe zu bleiben.  Doch durch die Gemeinschaft von Al-Anon und AA, sowie durch die Hilfe unserer „Höheren Macht“ konnten wir erfahren, dass es eine Brücke über diesen dunklen Abgrund gab, die uns zu Wärme, Licht und Heilung führen konnte. Ermutigt durch diese Perspektive wollten wir die Reise über diese Brücke antreten. Wir versuchten die noch Leidenden davon zu überzeugen mit uns über die Brücke in ein trockenes besseres Leben zu gehen. Doch sie konnten nicht daran glauben. Sie waren nicht bereit mit uns diese Reise anzutreten. Also beschlossen wir, auch weil uns die Menschen auf der anderen Seite anspornten, nun alleine zu gehen. Je näher wir der anderen Seite kamen, desto mehr konnten wir die positive Veränderung in uns spüren. Hier gab es Licht, Wärme, Heilung und Liebe. Nun stehen wir auf dieser Seite der Brücke im hellen Licht. Manchmal sind wir versucht zurückzugehen und die Menschen drüben mit uns zu ziehen, doch das ist nicht möglich. Niemand kann unter Zwang über diese Brücke gehen. Jeder Mensch muss selbst die Entscheidung treffen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Manche werden sich auf den Weg machen, manche werden auf der dunklen Seite bleiben. Wir können nicht darüber befinden. Wir können die Menschen auf der anderen Seite lieben. Wir können Ihnen zuwinken. Wir können Ihnen Mut machen und zurufen, so wie uns andere zugerufen und ermuntert haben. Aber wir können sie nicht ans gegenüberliegende Ufer tragen. Wenn für uns die Zeit gekommen ist, die Brücke zu überqueren, oder wenn wir sie bereits überquert haben und im Licht und in der Wärme stehen, brauchen wir keine Schuldgefühle zu haben. Wir müssen nicht auf die dunkle Klippe zurückkehren, weil die Zeit eines anderen noch nicht reif ist.

Das Beste, was wir tun können, ist:   Im Licht zu bleiben, denn damit zeigen wir anderen, dass dies der bessere Platz ist. Und wenn sie sich dafür entscheiden, die Brücke zu überqueren, werden wir sie aufmuntern und unterstützen.

Autorin / anonym – Mitglied der AL-ANON

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Bild / gezeichnet / Danke an die Autorin und Zeichnerin für die Freigabe und Rechte zur Veröffentlichung