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Endlich mal ein schlechtes Gefühl… „bad feelings“  to „bad thoughts“

PER ASPERA AT ASTRA ( – Latein > „Erleuchtung durch Leiden“ )

Komische Einleitung, aber irgendwie regt sich was, neue Umgebung, neue Klinik, Klopf erprobt, Gedanken kreisen im Kopf (ja er ist ja auch Rund, der Kopf). Seit ich hier bin und etwas zur Ruhe nach der Entgiftung gekommen bin, denke ich nicht viel nach, es ist eher ein „Fühlen“ und auf den Bauch hören. In so einem Zustand war ich schon lange nicht mehr. Zur Ruhe komme ich hier in der Fachklinik Weser Ems, da ich in der ersten Woche noch eine Art lockeren Tagesplan habe und einige Phasen des Tages frei habe. Das tut gut für das Ankommen und um sich selbst zu sammeln. Meine Gefühle bestehen nicht aus Angst oder Verzweiflung es ist eher eine Art von Zweifel, bin ich auf dem richtigen Weg? Habe ich die richtige Abfahrt von der Autobahn auf dem Trampelpfad genommen? Hätte ich besser rechts als links abfahren sollen? Oh Mann Robert, was ist los. Meine Zweifel habe ich deswegen, da ich denke, ich habe reichlich viel Erfahrung und Wissen und auch Praxis im Werkzeugkasten, ist es das richtige mich hier 10 Wochen den Therapiestunden zu fügen. Diese sind aufgrund meiner Erfahrung von vor 2 Jahren sehr theoretisch, wissen vermittelnd und haben wenig bis gar nichts mit psychologisch – therapeutischer Arbeit zu tun.  Wir haben in der Woche einige Gruppenmeetings, das ist immer gut, auch wenn es davon abhängt, welche Charaktere man in der Gruppe begegnet. Hier ist es anders als bei wählbaren Selbsthilfegruppen, hier kann ich mir die Gruppe nicht aussuchen, es heißt FRISS ODER STIRB. Auch ein weitere Punkt ist die Bezugs-Therapeutin, ähnlich gelagert, wenn die Chemie nicht passt, dann habe ich Pech gehabt und kann und werde mich nicht mit einem Hilferuf öffnen. Nun ist es leider so, dass wir maximal 1-mal die Woche ein Einzelgespräch von sage und schreibe 45 Minuten haben. Unglaublich, das wären bei 10 Wochen 7,5 Stunden Therapie im Einzelgespräch und dass noch nicht mal bei einer studieren Psychologin. Ich möchte damit den Beruf des Suchttherapeuten in keinster Weise schmälern, aber mein Ansatz war ja, dass ich die Reise zu mir Selbst mit einer gehörigen Portion Respekt und teilweise Angst antreten möchte. Hierzu habe ich gehofft, dass es in prekären und brenzligen Situationen Unterstützung von psychologischer Seite auf Abruf und nach Bedarf gibt. Wohl gefehlt mein lieber Robert. Aber das wusstest Du schon vorher, somit nutze Deine Talente und Fähigkeiten Dir hier in der Klinik einen Weg zu suchen, um das zu bekommen, was Du brauchst.

Diese nun von der Seele geschriebene Mulmigkeit (das Wort gibt´s gar nicht) gilt es nun mit Dankbarkeit und Demut umzuwandeln, ja umzuwandeln, wie ich es immer tue und auch mir selbst angelernt habe. Sie die Sonnenseite und nicht die dunklen und trüben Tage im Leben. Wandle die das Schlechte ins Gute durch Relativierung. Finde einen Weg, Dir selbst gerecht zu werden und vergiss dabei das Gegenüber nicht, egal wo Du bist und mit wem Du sprichst, lieber Robert.  Erfreue Dich an Deiner neuen Freundschaft mit dem Physiker. Physiker trifft Philanthrop (Highlight des Jahres 2022)!

Durch das Treffen mit dem Klink Arzt, der eigentlich nur für körperliche Untersuchungen und Formularkriege zuständige ist, habe ich ja schon das Angebot erhalten, egal was ist auch wenn es psychologischer Natur ist, ich kann jederzeit zu ihm kommen. Somit formt sich hier schon wieder ein Weg, ohne dass ich es beabsichtige und einfach loslasse. Somit lasse ich jetzt auch die BAD FEELING und BAD THOUGTS los. Der Rest kommt von allein und „Die Dinge sind wie sie sind!“.

Relativierung: 

Bedeutungen: transitiv: die Bedeutung von etwas abschwächen, indem man es zu einer anderen Sache in Beziehung setzt. Sinnverwandte Wörter: abschwächen, verniedlichen.

Somit relativiere ich folgende Punkte:

  • Ich habe keinen Gehirntumor mit 6 Monaten Lebenserwartung, ich habe eine Suchtkrankheit und ich habe es selbst wortwörtlich in der Hand ( das erste Glas stehen zu lassen )
  • Ich lebe nicht in einem Hunger- oder Kriegsgebiet auf der Erde, ich habe eine sehr gute Situation in einer warmen, guten Klinik mit Essen und Dach über dem Kopf und dies mit allen Chancen

Somit schließe ich das Kapitel nun mit dem Gegensatz zu Einleitung, hier meine Ausleitung:

 ILLUMINATIONEM PER ( – Latein > „Erleuchtung durch Machen“ ) – > goldene Regel mit 3 Worten der AA´s: Mache etwas dafür

Therapeutin & die Gruppe auf Station 1

Gruppe: Nach dem ersten Gruppenmeeting kann ich schon einen Großteil intuitiv einordnen. Wie in allen Gruppen hat jeder Persönlichkeit eine Lebensgeschichte hinter sich, es ist im Kern irgendwie immer das gleich bei jedem, wie auch bei mir.

Der Mensch wird geprägt durch seine Erziehung, durch seine Gene und durch sein Milieu ( Umgebung ). Goethe / Klassizismus / Italienreise – 1786

Es sind interessante Charaktere in der Gruppe, Großteils Alkoholproblembehaftet und auch Herionfälle sind dabei. Ich für mich möchte die Gruppe weiterhin beobachten, die Merkmale und sensiblen Stellen jedes Einzelnen herausfinden und damit zu arbeiten. Damit zu arbeiten, hört sich vielleicht vermessen an, aber in einer Gruppendynamik in welche ich mich integrieren will und werde, ist es wichtig die richtigen Schräubchen zu drehen, damit die Gruppe anfängt zu berichten, zu teilen, zu diskutieren. Im Großen und Ganzen betrachtet, gib es in der Gruppen keinen „voll Bannana linken Zipfel“, die Menschen wirken zumindest Oberflächlich ausgeglichen und vernünftig, sind hilfebereit, aufgeschlossen und nett. “ Man(n) kann seine Sachen im Aufenthaltsraum rumliegen lassen, ohne Angst haben zu müssen, dass ein Langfinger unterwegs ist“.

Bezugs-Therapeutin: Ich hatte erst ein Gespräch mit der guten Dame, sie scheint versiert und erfahren zu sein. Im Gespräch habe ich bemerkt, sie weiß wohl, wem sie gegenübersitzt, da ich bei meinem Aufenthalt 2020 tiefe Spuren in der Klinik hinterlassen habe. Auch meine Präsentation vor der kompletten Belegschaft von Raus aus der Sucht, zu abstinenten Zeiten, hat sie beigewohnt. Ebenfalls ist ihr bekannt, dass ich einen sehr guten und in der Vergangenheit konstanten Kommunikationsdraht zum Leiter der Klinik habe. Wir haben eine Art Historien Anamnese auf den neuesten Stand gebracht. Wir haben uns gegenseitig beschnuppert und Augenkontakt und bidirektionale Kommunikation nach Sender Empfänger Prinzip gehabt. Ich bin bei 50 zu 50 %, damit meine ich, ich könnte mir der Dame arbeiten, es wird wohl an der Zeit und der Frequenz der Einzelgespräch scheitern, wirklich in die Tiefe zu gehen und mit zu 99 % zu öffnen. Aber gut, das wusste ich alles bereits im Vorfeld. Ich werde ihr gegenüber mit Wille und Motivation agieren und mich auf alles einlassen, was keine persönlichen Prinzipien und Grenzen bei mir selbst überschreitet. Mein Fokus wird mehr auf der Gruppenarbeit im Team liegen als in den  Einzelgesprächen.

Ich werde mich konstruktiv, motiviert und teilhabend verhalten und stets einen Weg versuchen zu finden, meinen Weg konstant, geradlinig und ehrlich weiterzugehen.

In diesem Sinne, lieber Robert, wünsche ich Dir eine gute Restwoche und verabschiede mich mit dem Zitat:

„Alle sagten, das sei nicht möglich, dann kam einer der wusste das nicht und hat es einfach gemacht! “ – I love this citation –