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Den nichts ist, wie es scheint ! Fassade – perfektes Schauspiel – Drama – Rückfall – ausbleibender Beifall

Woow, eine Situation nach der Klinik, die sicherlich nicht schön für denjenigen ist, aber mir sehr viel gebracht hat.

Ich habe diese Person nur ein paar Tage kennengelernt. Leider ist unmittelbar nach regulärer Entlassung aus der Klinik direkt ein Rückfall passiert.  Ich habe die Person sehr geradlinig und direkt wahrgenommen…. aber Obacht!  – denn nichts ist, wie es scheint! – ist bei mir alles so wie es scheint? – Ja, aktuell ist es das!

Ich hatte den Eindruck, ok, ein Mensch der in der Therapie etwas für sich getan hat und einen gehörigen Schritt weitergekommen ist. Aber weit gefehlt. Die Person hatte unmittelbar einen Tag nach verlassen der Klinik einen heftigen Rückfall.  Erst war ich etwas schockiert, da ich das nie für möglich gehalten hätte. Ich habe mich an den unsinnigen, hinterlistigen, schadenfreudigen Gesprächen, hätte, sollte, müsste, habe ich mir schon gedacht…etc. der Mitpatienten NICHT beteiligt. Ich habe mich sicher und gut abgegrenzt und habe nur die Informationen aufgenommen, die ich auch verarbeiten kann.

Nun gut, aufgrund von Statistiken weiß man, dass ein Rückfall zu Krankheit gehört und ca. 2-3 von 10 den Absprung, bzw. die Abstinenzphase einhalten können. Somit hat mich der Vorfall nicht wesentlich und tiefgreifend geschockt, nur im ersten Moment. Mein gesunder Egoismus hat mich weder zu Mitleid noch zu Mitgefühl verleitet, da ich mit meiner chronischen, lebenslangen Suchterkrankung nun mal mit mir selbst klar kommen muss und ich nicht die Muße, geschweige denn Energie habe, solche Fälle impulsiv in meinen Kopf herein zu lassen. Aber man kann ja aus jeder Situation LERNEN!….ja aus jeder!

Ahaa – Reflexion – Erkenntnis – innerer Prozess aktiviert

Tja, heftige Geschichte und nicht gut für denjenigen. Mit heftig meine ich aber eher, wie sehr man sich täuschen kann und in keinster Weise in den Kopf eines anderen hineinsehen kann. ABER, kann ich in meinen Kopf reinsehen? Warum Erkenntnis. Ganz einfach, ich hatte in der Vergangenheit eine Reihe solcher Situationen. Ich auf der großen Bühne des Lebens oder in der Arbeit, geschminkt, mit Maske, tolle Filmkulisse, tolles eigenhändig geschriebenes Drehbuch, eine mies bezahlte Hauptrolle die um die Fassaden rumtänzelt und  ANTI-authentisch seine Rolle spielt. Während der Aufführung bemerkte ich sehr oft in diesem THEATERstück, dass ich schon erschöpft und kraftlos den letzten Akt so gut wie möglich spielen wollte, dabei aber auch schon den Gedanken hatte, ich werde mich nach dieser Inszenierung belohnen. Oh Mann, bildlich ist mir das jetzt, glaube ich, ganz gut im Text gelungen…heißt einfach und simple, ich habe sehr sehr oft hinter einer Fassade etwas vorgegaukelt, dass ich nicht bin, da dies so kraftraubend und erschöpfend ist, habe ich schon dabei den nächsten Rückfall geplant. Meine innere Stimme hat das schon vorher gerufen und geschrien. Während ich hinter meiner Fassade war, habe ich das zwar gehört, aber nicht drauf gehört und frühzeitig gehandelt. Warum? Weil es nicht geht, Fassaden aufzubauen, zu spielen und gleichzeitig richtig zu handeln. Die Ablenkung vom eigenen Selbstwohl ist zu groß. Also ist für mich die Erkenntnis, das mit dem Schauspielern zu lassen und vor allem keine Fassaden mehr aufzubauen. Ich habe narzisstische Züge in meiner Persönlichkeit, die treiben mich oft in den Mittelpunkt als Showmaster, der gerne Aufmerksamkeit und positives Feedback bekommt. Wenn ich das nun alles, aufgrund der Vorfalles des Patienten ( oben beschrieben ), richtig verstanden habe, dann gilt es das zu verinnerlichen. Das wird nicht einfach, da meine Persönlichkeit sehr stark in diesem Muster geprägt ist. Ich kann es nur wie mit vielen Dingen machen, die mich weitergebracht haben…. ich muss es mir immer wieder vor Augen halten. Runter von der Bühne, raus aus dem Mittelpunkt, keine Sonderstellung erzwingen, sich dem Main-Stream anpassen ohne herauszustechen, den Fassadenbauer arbeitslos melden!  Wenn dieser Schritt gelingt, das Ganze zu drosseln, dann entsteht auch keine künstliche Fassade und ich bin dann erst in der Lage die innere Stimme klar und laut zu hören und dann auch darauf zu hören und entsprechende Maßnahmen gegen einen sich anbahnenden Rückfall einzuleiten….. UFF…heavy viel Gedanken ohne Punkt und Komma….aber hier bin ich in „medias res“. Denke das Thema, die Wunde ist gut aufgerissen und behandlungsfähig und ich werde die nächsten Tage und Wochen intensiv damit und mit mir daran arbeiten.

Im Resümee kann ich leider nur sagen, Danke dass ich diesen Rückfall, bzw. diese Gesamtsituation vor meinen Augen miterleben durfte. Und Danke, dass ich es verstanden habe, mir nicht ketzerisch das Maul darüber zu zerreißen, sondern das ich beobachten, hören, sehen, verstehen und kombinieren konnte und das letztendlich auf mich selbst in der Vergangenheit beziehen konnte.  Robert! mach was draus…Du bist gut unterwegs und forderst die Dinge, die sind wie sie sind, immer noch heraus! GUT SO.

„Habe die Ehre!“ „Habe die Masern!“ Nein ich „Habe die Erkenntnis…“ servus :o)